Schüler diskutieren mit Bürgermeister

Von   23. November 2017

Aktionstag „Schule trifft Rathaus“ weckt politisches Interesse bei Acht- und Neuntklässlern

Bad Schussenried / sz Beim Aktionstag „Schule trifft Rathaus“ haben sich Schüler des Caspar-Mohr-Progymnasiums in der Stadthalle intensiv mit den Grundlagen der Kommunalpolitik und der Jugendbeteiligung befasst. Ein Expertenteam des Fachbereichs „Politische Tage“ der Landeszentrale für politische Bildung moderierte die Veranstaltung. Neben der Festigung des im Gemeinschaftskundeunterrichts erworbenen Wissens wurden den Acht- und Neuntklässlern Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie ihre Gemeinde aktiv mitgestalten können. Das Programm beinhaltete außerdem Gespräche und Diskussionen mit dem Bürgermeister Achim Deinet.

Rektorin Susanne Wehling ist es als Gemeinschaftskundelehrerin sehr wichtig, ihren Schülern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen nehmen können. „Das ist kein Planspiel. Das ist echt“, äußerte sie sich über den politischen Tag. „Es ist gut, dass wir lernen, wie wir uns einbringen können“, sagte die 13-jährige Lili Britsch. Der 14-jährige David Braun freute sich vor allem über die Präsenz des Bürgermeisters: „Ich finde es toll, dass der Bürgermeister sich Zeit für uns nimmt.

Die Schüler machten sich über die Dinge Gedanken, die sie an ihrer Heimatstadt stören. Als die Hauptdefizite Bad Schussenrieds kristallisierten sich in Gesprächen mit den Schülern der Mangel an Buden, Jugendhäusern, Einkaufsmöglichkeiten und Hotspots heraus. Auch das Aussehen des Marktplatzes empfanden nicht alle Schüler als zufriedenstellend. „Kommunalpolitik bedeutet für mich das Einbinden aller Altersschichten“, sagte Deinet. Nach seiner Ankunft bekamen daher vier Schüler die Möglichkeit, vorzutreten und ein Anliegen vor dem Bürgermeister vorzubringen. Mit roten und grünen Karten konnten die anderen Schüler ihre Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken.

Die 13-jährige Marsha Rausch äußerte den Wunsch nach mehr Blumen und einem schöner geschmückten Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz. „Das Schmücken übernehmen traditionell die Schulen“, sagte der Bürgermeister und riet der 15-Jährigen, mit der Schulleitung in Kontakt zu treten. Angesichts der frostigen Temperaturen konnte Deinet der Schülerin bei ihrem Wunsch nach mehr Blumen auf dem Marktplatz allerdings nicht helfen. „Es gibt Jahreszeiten und im Winter gibt es eben keine Blumen“, sagte er.

Ein Wunsch: Ein Einkaufszentrum

Am längsten wurde über die Errichtung eines großen Einkaufszentrums diskutiert. Juri Weichhard zeigte sich enttäuscht darüber, dass er dafür nach Ulm oder Kempten fahren müsse. Lili Britsch schloss sich dieser Meinung an. Sie wünsche sich mehr Vielfalt bei den Geschäften. Bürgermeister Deinet wies darauf hin, dass Ulm mit 120 000 Einwohnern acht bis fünfzehn Mal so groß sei wie Bad Schussenried und betonte: „Im Vergleich zu anderen Städten unserer Größenordnung sind wir gut ausgestattet.“ Die Errichtung eines großen Einkaufszentrums in Bad Schussenried würde sich nicht rentieren. Wert solle eher darauf gelegt werden, bereits vorhandene Geschäfte zu sichern.

Am Ende fasste Deinet zusammen: „Wir sind kurz vor Weihnachten, die Wunschzettel sind lang und oft liegt nicht alles unter dem Baum.“ Dennoch lobte er die Schüler für ihre Ideen und ihren Einsatz. „Die Schüler haben Blut geleckt“, sagte Schulleiterin Susanne Wehling. „Es geht um Sachen, die sie wirklich betreffen. Sie haben die Berührungsangst vor der Politik verloren.“
Von Aylin Duran Schwäbische Zeitung

Der Link zum Videobetrag im Regio-TV:

https://www.regio-tv.de/video_titel,-Aktionstag-Schule-trifft-Rathaus-_vidid,131990.html

Der Artikel aus dem Schussenboten vom 1.12. 2017 von Susanne Wehling:

Progymnasiasten gehen in die Kommunalpolitik

Kommunalpolitik macht Spaß! Das war das Fazit des politischen Aktionstags „Schule trifft Rathaus“, den das Caspar-Mohr-Progymnasium zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung am 23.11.2017 veranstaltet hat.

Auf Augenhöhe mit dem Bürgermeister diskutieren, kritische Fragen stellen zu dürfen und in den Antworten ernstgenommen zu werden – das war für die Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse des Progymnasiums eine ebenso aufregende wie erfolgreiche Erfahrung.

Das anderthalbstündige Gespräch mit dem Bürgermeister war sicher der Höhepunkt der Veranstaltung. Dem voraus ging eine Planungsphase: Was ist den Jugendlichen, den Schülern der 8. und 9. Klasse für Bad Schussenried wichtig? Dass sich die Jugendlichen in ihrer Heimatgemeinde grundsätzlich sehr wohlfühlen, war eine erste wichtige Feststellung. Eine gute Größe – so dass man sich noch kennt, aber nicht zu klein – viel Natur, ein Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit, das waren die Pluspunkte, die die Schülerinnen und Schüler nannten.

Dann ging es an die Bereiche, in denen die Jugendlichen Verbesserungspotential sehen: Die weitere Steigerung der Attraktivität der Stadt ist das zentrale Thema: Maria Huber und Marsha Rauch erklärten: „Der Marktplatz ist schön, aber es sollte dort mehr Läden und mehr Blumen geben. Auch der Weihnachtsbaum ist nicht so schön geschmückt wie in anderen Orten, z.B. Aulendorf.“

„Freies W-Lan in der ganzen Stadt würden wir uns wünschen. Das ist sicher nicht realistisch, aber an einigen Hotspots, z.B. auf dem Marktplatz, sollte das, wie z.B. in Biberach auch, möglich sein“, meinte Annika Maucher. Im Gespräch erörterte Bürgermeister Achim Deinet dann die Möglichkeiten und Grenzen dieser Vorschläge. Zunächst konnte der Bürgermeister den Jugendlichen deutlich machen, dass sie damit Themen getroffen haben, die auch den Gemeinderat stark beschäftigen. Schnelles Internet und W-Lan an zentralen Punkten, damit beschäftigt sich die Gemeinde aktuell. Was die Verschönerung der Stadt angeht, forderte Deinet die Schüler auf, auch selbst aktiv zu werden. Den breitesten Raum nahm das Thema Einzelhandel ein. Juri Weichhard: „Ich muss für viele Dinge nach Ulm oder Kempten zum Einkaufen. Ich würde aber lieber in Bad Schussenried einkaufen können.“ Hier musste der Bürgermeister deutlich machen, wo die Grenzen einer Gemeinde von der Größe Bad Schussenrieds liegen: „Wir sind gut aufgestellt für eine Stadt unserer Größe. Vorrang hat für uns die Sicherung der bestehenden Geschäfte und der Grundversorgung.“ Beispielhaft legte er dies an der Entwicklung des Metzgergässle-Areals dar.

Schließlich konnten die Schüler noch allgemeine Fragen an ihren Bürgermeister stellen: Von „Was halten Sie von den Koalitionsverhandlungen in Berlin?“ bis zur „Sporthalle“. Über die Politik hinaus interessiert es die Schüler besonders, was es bedeutet, Bürgermeister zu sein. „Eine 70-Stunden-Woche ist normal – andererseits, ich kenne keinen Beruf, der so vielseitig ist“, erklärte er und erläuterte dies am Beispiel des Terminkalenders des aktuellen Tages.

Zufrieden waren am Schluss des Tages alle. „Wir haben viel gelernt und verstanden“, zog Schülersprecher Markus Bleyer das Fazit des Tages. „Wir haben gelernt, wie wir die Gemeinde mitgestalten können“, meinte Lili Britsch.

Schulleiterin und Gemeinschaftskundelehrerin Susanne Wehling freute sich über die Rückmeldungen des Teams der Landeszentrale: Die Schüler hätten nicht nur ausgezeichnetes Vorwissen eingebracht, sondern seien auch außergewöhnlich interessiert und motiviert. Was den Experten besonders imponierte: „Was wir sonst praktisch nie erleben: Die Schüler trauen sich auch kritische Fragen an den Bürgermeister zu stellen und nachzuhaken!“ Das führte dann auch zu einem sehr lebhaften Gespräch und Austausch, den beide Seiten, Bürgermeister und Jugendliche, fortsetzen wollen!