Progymnasiasten sprechen in der Bürgerversammlung

Von   12. November 2017

Mutig und mit großem Einsatz traten in der Bürgerversammlung am 9.11. 2017 Vertreter der SMV sowie die Klasse 8 des Caspar-Mohr-Progymnasiums ans Mikrofon um ihre Interessen der Öffentlichkeit darzulegen. Anna Schilling (Kl.10) und Markus Bleyer (Kl.9) sprachen, begleitet und unterstützt von weiteren Vertretern der Schülerschaft, den dringenden energetischen Sanierungsbedarf an: Das Progymnasium ist als einzige Schule in Bad Schussenried noch im originalen – ungedämmten – Bauzustand der 70er Jahre. Das heißt: Reine Betonwände und Metallfenster, die ihre Dämmwirkung verloren haben, führen zu hohem Heizbedarf im Winter und Überhitzung im Sommer. Dass sich 84 der 128 Fenster nicht mehr öffnen lassen, ist ein weiterer deutlicher Hinweis darauf, dass eine Sanierung dringend nötig ist.
Ein weiteres Thema, das den Schülersprechern auf dem Herzen lag, betrifft alle weiterführenden Schulen, die sich gemeinsam im Bildungszentrum die Fachräume für die Naturwissenschaften teilen: Diese Fachräume müssen auf einen aktuellen Stand gebracht werden! Als Beispiel dafür brachten Fabio Perfetto und Juri Weichhard (beide Kl. 8) die Sicherheitsmängel, insbesondere im Chemieraum, zur Sprache, die dazu führen, dass manche Experimente nur durch den Lehrer, aber nicht durch die Schüler durchgeführt werden können. Ebenfalls wiesen sie darauf hin, dass gerade in den Fachräumen die Heizung kaum mehr funktionsfähig ist.

Lili Britsch und Maria Huber (beide Kl.8) erläuterten Mängel in den Sanitäranlagen und machten deutlich, dass der Eindruck der drückenden und z.T. undichten Vordächer in drastischem Gegensatz steht zu dem, wie sie sich eigentlich wünschen, wie die Schule auch nach außen wirken sollten: Freundlich und einladend – ein Lebensraum, den man gerne betritt. Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich sehr wohl am Progymnasium, lieben die herzliche und vertraute Atmosphäre und schätzen ihre engagierten und kompetenten Lehrer. Klar formulierte Maria Huber (Kl.8) stellvertretend für die Schülerschaft ihrer Schule, wie sehr sie sich eine Zukunft für das Progymnasium in Bad Schussenried wünscht. Maria ist eine derjenigen Schülerinnen und Schüler, die in Ingoldingen bzw. Winterstettenstadt auf die Grundschule gegangen sind und sich im Anschluss zwischen Biberach und Bad Schussenried entscheiden mussten.

Schon in seinem Vortrag hatte Bürgermeister Achim Deinet deutlich gemacht, dass die Sanierung der Schulen zu den Pflichtaufgaben der Stadt gehört und er in diesem Bereich einen vordringlichen Auftrag der Stadt sieht. In seiner Antwort auf die Schüler betonte Bauamtsleiter Siegfried Gnann, dass die Stadt bereits über 6 Millionen Euro in den vergangenen 14 Jahren in den Ausbau der Schulen investiert habe. Diese Summe floss allerdings vor allem in die Sanierung der Drümmelbergschule und der Realschule.

Bürgermeister Achim Deinet hatte angesichts der abendlichen Stunde die Schüler als erste Sprecher zu Wort kommen lassen. Doch blieben auch nach dem Punkt “Schulsanierung” die SMV-Vertreter und die Achtklässler dabei und folgten gebannt und hochkonzentriert dem weiteren Ablauf der Bürgerversammlung. Die Reflexion im Unterricht am Freitag zeigte, wie auch schon die intensive Vorbereitung, die in den Tagen zuvor in der SMV und der 8. Klasse abgelaufen war, welche Stärkung der Persönlichkeit eine solche Erfahrung der Selbstwirksamkeit auslösen kann.
Sich in einer Bürgerversammlung vor 250 Zuhörern zu Wort zu melden – das löst auch bei jedem Erwachsenen Herzflattern und weiche Knie aus. “Eigentlich war es gar nicht so schwer”, war daher erstaunlicherweise am folgenden Tag das Fazit unserer Redner. Natürlich hat die gute Vorbereitung geholfen und ganz stark: Die Reaktion aus dem Publikum auf die Schülerbeiträge. Die Schülerinnen und Schüler hörten das positive Raunen, das Staunen, das durch den Saal ging. Vielfach wurden sie von den erwachsenen Gästen gelobt und ermutigt!

Die am nächsten Tag folgende Rückschau zusammen mit Gemeinschaftskundelehrerin und Schulleiterin Susanne Wehling offenbarte ein beeindruckendes Beobachtungs und- Reflexionsvermögen der Schülerinnen und Schüler. “Jetzt haben wir im Deutschunterricht und im sozialen Lernen so viel gelernt, wie man miteinander redet und umgeht – und die Erwachsenen halten sich an diese Regeln zum Teil gar nicht!” Dass in der politischen Realität oft lange Vorgeschichten zwischen den Akteuren bestehen, die den Umgang miteinander beeinflussen, dass ein Bürgermeister nicht einfach sagen kann: “Klar, ich verstehe euch, wir legen sofort los mit der Sanierung!”, sondern an die Zustimmung des Gemeinderats gebunden ist und sich von daher sehr vorsichtig und zurückhaltend ausdrücken muss, das sind Dinge, die man erstmal verstehen lernen muss.
Dass Politik eben auch das langwierige Bohren harter Bretter bedeutet, haben die Schülervertreter und die Achtklässler jetzt als Herausforderung verstanden und stürzen sich bereits mit Feuereifer und Begeisterung in die Vorbereitung des politischen Aktionstags “Schule trifft Rathaus” am 23.11.2017. Das Gefühl, etwas bewegen zu können, erst genommen zu werden und nicht zuletzt – anwenden zu können, was man im Deutsch- und Gemeinschaftskundeunterricht über Argumentation und Rhetorik gelernt hat – das ist offensichtlich eine enorm motivierende und beglückende Erfahrung!


Aus der Schwäbischen Zeitung vom 10.11.2017:

Große Investitionen stehen an

Schussenrieder Stadtverwaltung informiert in Einwohnerversammlung über Vorhaben

Bad Schussenried / mad In einer Einwohnerversammlung der Stadt Bad Schussenried haben Bürgermeister Achim Deinet und seine Mitarbeiter einen „bunten Strauß“ an Themen erläutert, „die uns in Verwaltung und Gemeinderat beschäftigen“. Unter den schätzungsweise 250 Besuchern waren viele Jugendliche und Schüler des Caspar-Mohr-Progymnasiums (CMPG), die wie andere Bürger eifrig Fragen stellten.
Einer der Schwerpunkte in Deinets Präsentation waren die Projekte mit hohem Investitionsbedarf. Mit Blick auf die Finanzierung und zeitliche Priorisierung unterschied er zwischen Pflicht- und freiwilligen Aufgaben. Zuerst die Pflicht:
Schulen: Dass es am Schulzentrum baulich einiges zu tun gibt und am CMPG „der ärgste Sanierungsbedarf“ herrscht, wissen die Verantwortlichen im Rathaus und handeln bereits. In der Versammlung bekamen sie von Schülersprechern und CMPG-Achtklässlern die Mängelliste noch mal kompakt vor Augen geführt, von der Gebäudedämmung über die Toiletten bis zu Ausstattungsdefiziten in den Fachräumen, weshalb die Schüler manche naturwissenschaftlichen Versuche nicht an ihren Plätzen ausführen könnten. Aus Schülersicht „würde sich eine Komplettsanierung lohnen“. Deinet erinnerte daran, dass die Stadt gerade alle Gebäude digital vermessen lässt. Parallel erhebt sie den künftigen Raumbedarf unter Berücksichtigung der neuen Lehrpläne. Bald soll eine Kostenübersicht vorliegen, sagte Bauamtsleiter Siegfried Gnann, dann soll der Gemeinderat über Anträge für die neuen Förderprogramme für Schulsanierungen entscheiden. Kurz: „Wir machen unsere Hausaufgaben, damit wir für die Zuschussprogramme gewappnet sind“, sagte Deinet.
Die Stadt ist also dran am Thema und Gnann ergänzte, dass sie auch bisher nicht untätig war. Bisher habe es Zuschüsse nur für energetische Sanierung gegeben, was genutzt wurde. Dagegen gebe es innen noch mehr zu tun, auch wenn von der LED-Beleuchtung bis zur Anschaffung von Beamern schon einiges gemacht worden sei. Schulen seien stets ein Investitionsschwerpunkt gewesen, in den vergangenen 14 Jahren steckte die Stadt 6,5 Millionen Euro ins Schulzentrum und jüngst erst drei Millionen Euro in die Sanierung der Georg-Kaeß-Schule.