Von halbleeren Kaffeetassen in Museumsräumen

Von   5. November 2017

von Stefanie Baisch

Am Freitag vor den Herbstferien machten sich alle Fünft- und Sechstklässler der Kultur-AG des CMPG auf den Weg nach Biberach ins Museum. Die Siebt- und Achtklässler mussten vorerst zuhause bleiben, denn momentan interessieren sich erfreulicherweise so viele Schülerinnen und Schüler für Kultur, dass wir gar nicht mehr als vollständige Gruppe anreisen können. Somit werden wir uns für das laufende Schuljahr in zwei Gruppen aufteilen.

Im Museum angekommen verstauten wir unsere Jacken und Taschen in Schließfächern und erhielten von Herrn Kopf, dem Museumspädagogen, eine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Zum einen läuft man ohne Gepäck freier durchs Museum. Zum anderen hat ein Museum die Aufgabe, die Exponate vor unabsichtlichen Kratzern zu schützen und generell zu bewahren. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt unzählige Einflüsse, die den Exponaten schaden, wie z.B. Staub, Temperaturschwankungen, Tageslicht oder Feuchtigkeit. Im Laufe unserer Tour durch das Museum erfuhren wir noch viel über Licht, Glühbirnen, Staubstrümpfe, Gemäldepflege etc., aber bereits in der Garderobe ging es los mit den neugierigen Fragen – sehr zur Freude von Herrn Kopf und Frau Baisch, denn genau diese neugierigen Fragen sind die grundlegende Idee der Kultur-AG.

Auch die Schülerinnen und Schüler mussten sich neugierigen Fragen stellen. Herr Kopf wollte wissen, wer etwas sammelt, was man sammelt, wieso man genau dies sammelt, was man damit macht, wie man es aufbewahrt und leitete anhand der Schülerantworten auf anschauliche Weise zur Entstehung des Biberacher Museums bzw. der Museumsgeschichte überhaupt und den Kernaufgaben des Museums hin. Besonders kontrovers wurde die Frage nach dem Sinn des Sammelns und Ausstellens in den Wohnräumen der Maler Braith und Mali diskutiert. Deren Wohnräume wurden in München ausgebaut und im Museum Biberach wieder eingebaut. Allerdings ohne halbleere Kaffeetassen – und Kaffee haben die beiden bestimmt auch mal getrunken. Ist das dann ein originaler Wohnraum? Ist es richtig, die Wohnung in ordentlichem Zustand auszustellen und Schubladen auszuräumen? Darf ein Museum das? Heute, so Herr Kopf, würde man die Kaffeetassen wohl stehen lassen – im Sinne der zeitgenössischen Museumsgestaltung, aber auch diese verändert sich stetig. Hier waren sich einige Schülerinnen sehr uneinig: Ist eine halbleere Kaffeetasse nun eklig oder ausstellenswert? Insbesondere die Information, dass es auch Kunstwerke aus Butter gibt, die in Museen ausgestellt werden, sorgte für große Entrüstung und – in einem ersten Ansatz konnte somit die spannende Frage diskutiert werden: Was ist Kunst?

In den Wohnräumen von Braith und Mali reihte sich eine Schülerfrage an die nächste und die Themenvielfalt der Fragen führte von der Museumstechnik über Pinselstriche, Muranoglas, den Unterschied zwischen Kuh, Kalb, Rind, Ochse und Bulle zum eigenen Verhältnis von Kunst und es entstand ein spannender Austausch für alle Beteiligten, denn der Blick und die Fragen wissbegieriger Fünft- und Sechstklässler sind auch für Erwachsene bereichernd.

Zum Ende der Führung durften wir noch einen Blick in die Magazine werfen, die Lagerräume des Museums. Wie im letzten Schuljahr war auch dies besonders interessant. Allein der Anblick eines Magazins ist beeindruckend – spannend wurde dieser aber durch die Erklärungen, Informationen und Geschichten von Herrn Kopf.

Im November werden die Siebt- und Achtklässler der Kultur-AG das Biberacher Museum besuchen, am Mittag der Vernissage zur neuen Sonderausstellung „Kinder“. Thematisch wird es um den Weg einer Ausstellung gehen, von der Idee bis zur Vernissage.