Mit der Kitzrettung ist es so eine Sache. Einerseits finden die Suchaktionen fast immer im Morgengrauen statt. Andererseits sind die zeitlichen Vorläufe für die Planungen oftmals sehr kurz bemessen. Dies mussten auch die Schülerinnen und Schüler des Caspar-Mohr-Progymnasiums erleben, als sie an einem eigentlich schulfreien Samstag im Morgengrauen loszogen, um Rehkitze zu schützen.
Rehe bringen ihre Jungtiere im April/Mai zur Welt. Die Kitze werden Anfangs von den Rehgeißen noch im hohen Gras abgelegt, während die Mutter sich auf Nahrungssuche begibt. In etwa zur gleichen Zeit beginnen die Landwirte mit den Mäharbeiten auf den Wiesen, die sogenannte Mahd, der erste Grasschnitt der Saison steht an. Sind die Kitze noch sehr jung, so fehlt diesen Tieren jeglicher Fluchtinstinkt. Sie verlassen sich vollkommen auf ihre Tarnung und ihr Versteck im hohen Gras. Auch ein herannahendes Mähwerk ignorieren die kleinen Rehe, mit fatalen Folgen.
Deshalb haben es sich die Jägerinnen und Jäger des Hegerings Bad Schussenried zum Ziel gesetzt, möglichst viele Rehkitze vor dem Tod im Mähwerk zu bewahren. Vor Beginn der Mäharbeiten wird die relevante Wiesenfläche mit einer Drohne mit Wärmebildkamera abgeflogen. Die im Gras abgelegten Kitze werden so leicht sichtbar.
Die nasskalte Witterung in der ersten Maihälfte verzögerte den Beginn der Mahd immer wieder. Aber an Christi Himmelfahrt war es so weit, die Landwirte rund um Schussenried begannen, ihre Wiesen zu mähen. So blieb es dieses Jahr nicht aus, dass auch das Schulprojekt „Kitzrettung“ an einem eigentlich schulfreien Tag, innerhalb eines verlängerten Wochenendes stattfinden musste. Dennoch waren sechs Schülerinnen und Schüler bereit, sich bei Morgengrauen zusammen mit Herrn Jobke an einer Wiese bei Kanzach einzufinden.
Ein Aufwand, welcher sich unter dem Strich lohnte. Die Kitzretter konnten in der Wiese insgesamt vier Kitze mit der Wärmebilddrohne ausmachen. Drei davon waren schon so alt, dass sie selbstständig die Flucht ergriffen, als sich die Helfer den Tieren annäherten. Ein Kitz jedoch blieb im Gras liegen. Sorgsam wurde das Tier mit einem Korb abgedeckt und die Stelle mit einem Wimpel markiert. Landwirt Winfried Müller konnte im Anschluss seine Wiese mähen und umfuhr den markierten Bereich hierbei weiträumig. Nach der Mahd konnte das kleine Reh wieder in die Freiheit entlassen werden. Hierbei hatten die Kinder Gelegenheit, dem Wildtier so nahe zu kommen, wie sonst in freier Wildbahn kaum möglich.
(Quelle: Hegering Bad Schussenried)