Fortsetzung der Schulsozialarbeit

Von   26. April 2016
Aus der Schwäbischen Zeitung vom 22.04.2016 von Katrin Bölstler
http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Gebuendelte-Fachexpertise-und-Kontinuitaet-_arid,10436142_toid,104.html

Gebündelte Fachexpertise und Kontinuität

Haus Nazareth überzeugt als externer Träger für die Jugend- und Schulsoziarbeit

 Die Schulsozialarbeit am Schulzentrum soll weitergeführt werden.
Die Schulsozialarbeit am Schulzentrum soll weitergeführt werden.

dpa/Patrick Seeger

Bad Schussenried sz Wie geht es mit der Schulsozialarbeit und dem Jugendtreff in Bad Schussenried weiter? Um diese spannende Frage ging es am Donnerstagabend in der Gemeinderatssitzung. Mehrere Jugendliche, alle Schulleiter, die Schulsozialarbeiterin Tanja Figel und der Jugendbeauftragte der Stadt, Oliver Nessensohn, saßen mit im Publikum. Für Figel und Nessensohn geht es um ihre berufliche Zukunft, denn nicht beide externen Träger sehen eine weitere Beschäftigung der bisherigen Kräfte vor.

Die Jugendlichen baten in der Bürgerfragestunde darum, ein Mitspracherecht zu erhalten und die endgültige Entscheidung für einen externen Träger zu vertagen. Dieser Antrag kam jedoch zu spät. Bürgermeister Achim Deinet erklärte, es sei Sache des Gemeinderats, hierüber zu entscheiden.

Zwei Träger zur Auswahl

Nachdem sich in der Sitzung zuvor das Christliche Jugenddorfwerk Bodensee-Oberschwaben (CJD) als Träger vorgestellt hatte, stellte sich am Donnerstagabend das Haus Nazareth vor. In der nicht öffentlichen Sitzung fällte der Gemeinderat dann seine Entscheidung. Diese wurde aber noch nicht bekannt gegeben.

Anwesend in der Sitzung war André Poußet, stellvertretender Direktor des Haus Nazareth. Er erklärte die Struktur der Organisation und stellte dann das für Bad Schussenried entwickelte Konzept vor.

Das Haus Nazareth gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche. Es betreibt zum einen das erzbischöfliche Kinderheim in Sigmaringen, zum anderen ist die Organisation in 35 Städten in fünf Landkreisen unter anderem in der Schulsozialarbeit, der Ganztagsbetreuung an Schulen und der offenen Jugendarbeit tätig. In Bad Buchau ist das Haus Nazareth für die Schulsozialarbeit am Gymnasium und der Federseeschule zuständig, in Riedlingen für die offene Jugendarbeit. Poußet erklärte, dass seine Mitarbeiter sich eingehend mit den bestehenden Strukturen in Bad Schussenried beschäftigt hätten. Es gab sowohl Gespräche mit Oliver Nessensohn als auch mit den bisherigen Schulsozialarbeiterinnen. Diese wiederum bewerteten diese Gespräche mit dem Haus Nazareth als sehr positiv. „Der Träger macht auf mich einen sehr guten Eindruck“, erklärte Nessensohn. Poußet betonte, dass man in Bad Schussenried das Rad nicht neu erfinden, sondern an bestehende und funktionierende Strukturen anknüpfen wolle. „Die geschaffenen Grundlagen sowohl in der Schulsozialarbeit als auch in der offenen Jugendarbeit sind gut, diese würden wir gerne weiterführen“, erklärte er.

Als optimale Lösung sieht Poußet es an, für die offene Jugendarbeit künftig 1,5 Stellen bereitzustellen. So sei es möglich, als Team auf die Jugendlichen an den Orten zuzugehen, an denen sie sich träfen. Bei einem Stellenumfang von 1,5 könne das Haus Nazareth zudem eine Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts für den Jugendtreff anbieten, die Öffnungszeiten ausbauen, mehr Events anbieten, die Jugendlichen dahingehend ausbilden, sich stärker im Jugendhaus einzubringen und deren Themen in die Politik tragen. Bei einem Stellenumfang von 1,0 Stellen müsste dieses Gesamtpaket abgespeckt werden.

Schulleiter überzeugt

Schulleiter Albrecht Binder zeigte sich sehr angetan. „Es ist gut, dass das Haus Nazareth klar benennt, was mit wie vielen Stellen machbar ist. Mich hat das Konzept überzeugt“, sagte er im Gespräch mit der SZ. „Ich bin gespannt, ob die Stadt sich dafür entscheiden wird, mehr Geld und mehr Personal für die Jugendarbeit bereitzustellen.“ Ein weiterer Vorteil des Haus Nazareth, der sowohl Binder als auch Schulleiterin Susanne Wehling überzeugte: Die Organisation bildet jedes Jahr zehn Sozialpädagogen aus und ist somit nicht auf den freien Arbeitsmarkt angewiesen. Seit der starken Zunahme der Flüchtlingszahlen sind Sozialarbeiter und Sozialpädagogen so gefragt wie nie. „Wer selbst ausbildet, reflektiert zudem ständig über Inhalte dieses Berufsfeld“, so Wehling.

Ein weiterer Pluspunkt in ihren Augen: Das Haus Nazareth stellte klar, dass es gerne die beiden Schulsozialarbeiterinnen, von denen eine schwanger ist und die andere sich im Mutterschutz befindet, nach ihrer Auszeit weiter beschäftigen würde. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt, denn wir haben mit beiden sehr gute Erfahrungen gemacht“, so Wehling.

Poußet erläuterte, dass sein Haus sich vorstellen könnte, in Bad Schussenried ein Kinder- und Jugendbüro einzurichten, das jegliche Aktivitäten in diesem Bereich koordinieren könne.