Von Liebe und Krieg – Jugendtheatertage in Biberach

Von   27. Januar 2017

Alle zwei Jahre finden in Biberach die Kinder- und Jugendtheatertage statt, in denen ausgewählte Stücke der Landesbühnen Schwaben und Esslingen an Biberacher Spielstätten auf die Bühne kommen. Einige Schülerinnen und Schüler des CMPG waren mit ihrer Lehrerin Frau Baisch dabei!

Sumchi ist der Protagonist der gleichnamigen Erzählung des israelischen Schriftsteller Amos Oz, der sich in Esti verliebt, was er sich allerdings nicht zu zeigen traut. Auf unerwartete Art und Weise finden die beiden doch zueinander – in einer Abfolge von Auseinandersetzungen, Tauschhandelsgeschichten, verlorenen Liebesgedichten, unerfüllten Wünschen und der Flucht in eine Traumwelt. Der Charakter Jerusalems, Schauplatz der Handlung, wurde durch ein unaufwändiges aber effektvolles Bühnenbild dargestellt, nämlich durch fünf große Türrahmen, die man verschieben konnte, hinter denen man sich verstecken konnte oder die man durchqueren konnte.

Die Theaterfassung der Erzählung warf auf feinsinnige und gleichzeitig witzige Art und Weise die Fragen auf, die sich in den Jugendjahren stellen. In den Genuss dieser Aufführung kamen alle Fünft- und Sechstklässler, die an der Kultur-AG teilnehmen.

Am darauffolgenden Tag besuchte die Klasse 7 im Rahmen ihres Deutschunterrichts sowie die Achtklässler, die an der Kultur-AG teilnehmen, die Theaterfassung des Jugendromans „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“. Zunächst waren alle Schülerinnen und Schüler irritiert, da sich die Zuschauer nicht wie erwartet in bequeme Theatersessel setzen durften, sondern stehen mussten und dadurch mit Beginn der Vorstellung Teil des Geschehens waren – es herrscht Krieg in Deutschland, zwei junge Menschen verlieren ihr gesichertes Umfeld, ihre Freunde oder Familienmitglieder werden verhaftet, treten der Miliz bei oder sterben. Die beiden jungen Deutschen entscheiden sich für die Flucht, erleben gemeinsam mit uns Zuschauern die Hoffnung und Perspektivlosigkeit eines Flüchtlingslagers, die dort entstehende Aggression und letztlich die Willkür eines Asylverfahrens und die Bandbreite der brennenden Fragen rund um die Heimatlosigkeit. Die dramatischen Mittel dieser Inszenierung waren ungewöhnlich – die Zuschauer waren lebende Spielfiguren eines Flüchtlings-Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, mit Stempeln wurde symbolhaft gezeigt, wer stirbt oder Asyl erhält und die unmittelbare Nähe zu den Schauspielern war beeindruckend.

[Stefanie Baisch]