Handwerker, Erfinder oder Künstler?

Von   28. Januar 2018

Ein Blick hinter die Kulissen des Ulmer Theaters

Bühne und Saal

Am vergangenen Freitag machte sich die Kultur-AG auf den Weg nach Ulm, um hinter die Kulissen einer größeren Theaterbühne zu schauen. Zu Beginn unserer Führung erfuhren wir zunächst viel über die außergewöhnliche Architektur des denkmalgeschützten Hauses aus den 60ern, in dem Sechsecke in-, neben-, über- und untereinander geschoben sind, sowie über den gesellschaftlichen Wert von Theaterhäusern im Verlauf der Jahrhunderte.

Im großen Saal erhielten wir unzählige Informationen über Orchestergräben, Hydraulik, Akustik, Scheinwerfer, Arbeitsbedingungen von Schauspielern, Tänzern, Musikern – denn wir saßen in einem Dreispartenhaus mit Schauspiel, Ballett und Oper – und konnten nebenher beobachten, wie Bühnenarbeiter einen Tanzboden auf den verschiedenen beweglichen Podesten der Hauptbühne auslegten. Im Anschluss standen wir selbst auf der Bühne und waren doch sehr beeindruckt von diesem Perspektivwechsel. Auf dem Weg in die Werkstatt der Bühnenmaler lauschten wir begeistert den Klängen, die aus verschiedenen Einsingzimmern drangen. Die Dimensionen einer Bühnenmalerei waren eindrücklich, denn es wird nicht mit Pinseln gemalt, sondern mit einer Art von Besen – und doch so genau, dass man Holz auf Plastik nicht mehr von echtem Holz unterscheiden konnte. Wir erfuhren viel über Materialkunde und natürlich vor allem über die Frage, wie man Materialien imitieren kann und was man dabei beachten muss. Ein imitierter Holzboden muss z.B. auch klingen wie Holz. Auch die Schreinerei beeindruckte uns sehr und es wurde auch deutlich, dass es sich bei vielen Berufen hinter der Bühne um spannende Handwerksberufe dreht, dass man aber zusätzlich dazu künstlerisch und erfinderisch tätig werden muss, um im Theater zu arbeiten. Interessant sowie gruselig waren auch die Informationen und Anschauungsobjekte der Maskenbildnerei. Von der Echthaarperücke bis zur Schießwunde oder dem abgehackten Kopf eines Schauspielers – die Maskenbildner stellen fast alles selbst her. Zum Abschluss durften wir noch die Schneiderei und die dazugehörige Kleiderkammer besichtigen, in der 70000 Kostüme aufbewahrt werden, was aber noch nicht einmal alle sind. So eine Kleiderkammer braucht System, denn Brautkleid ist nicht gleich Brautkleid.

Kostüme

 

Kurzum – wir waren begeistert und sehen Theateraufführungen von nun an mit anderen Augen. Dies gilt auch rückblickend für den Besuch des Theaters „Die Kurzhosengang“, das die jüngeren Schüler der Kultur-AG diese Woche zusammen mit Klasse 6 in Biberach angeschaut haben. Im März folgt der Besuch des Theaterstücks „Das Herz eines Boxers“ mit der Kultur-AG sowie den Klassen 8 und 9, die dieses zeitgenössische Theaterstück im Vergleich zu Klassikern zum Beispiel von Schiller im Deutschunterricht behandeln. Auch Klasse 8 aus Aulendorf wird uns begleiten, um die Kooperation der beiden Gymnasien zu stärken.

Bühnenmalerei