Auf der Studienfahrt der Klasse 10 des CMPG nach Stuttgart ging es unterm Strich erstaunlich viel um Zahlen und Dimensionen. Die Zahl 23 ist hier wichtig, denn als kleine Fünftklässler begannen 23 Schülerinnen und Schüler ihre Schulzeit am CMPG, als große Zehntklässler werden dieselben 23 die Schule bald verlassen. Zum Ende der gemeinsamen Jahre reisten die 23 noch für drei Tage nach Stuttgart. Nachdem erst kürzlich mit den Gemeinderatskandidaten über den ÖPNV in der heimischen Region diskutiert wurde, beeindruckten die Dimensionen und die Annehmlichkeit eines großstädtischen Verkehrsnetzes doch positiv – und nichtsdestotrotz: Stuttgart ist eine Autostadt. Wie würde man sich selbst verhalten?
Um Zahlen und Dimensionen ging es auch im Weltenverteilungsspiel, so sind große Zahlen doch abstrakt. Auf einer begehbaren Weltkarte mussten Verhältnisse abgebildet werden: Wie viele Menschen leben auf den Kontinenten? Wie viele und welche Ressourcen gibt es wo? Wer verdient an diesen Ressourcen? Wie viel Geld anteilig zum Weltreichtum liegt auf einem Kontinent? Einschätzungen wichen weit voneinander ab und die Klasse entwickelte interessante Gedankengänge und Fragestellungen, z.B.: Wie verhält sich der Weltreichtum im Verhältnis zu schwarzen Geldern? Wie ist der Weltreichtum auf die Köpfe verteilt? Kann Fairness gestaltet werden? Letztlich wurden die entwicklungspolitischen Begriffe des globalen Nordens und des globalen Südens greifbarer, auch anhand der Produktionskette von z.B. Schokolade anschaulich dargestellt. Eine Stadtralley-App zum Thema Nachhaltigkeit im Anschluss überzeugte zwar nicht, führte aber dennoch an interessanten Konzepten vorbei. Die Raupe Immersatt, ein foodsharing-Café, hat sich beispielsweise zur Aufgabe gemacht hat, dem Wegschmeißen von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Das Café holt Wegwerfware bei 90 Kooperationspartnern ab (z.B. Bäckereien oder Restaurants), prüft diese und verarbeitet sie weiter. Im Café können diese gespendeten Lebensmittel zum Nulltarif konsumiert werden. Eine solidarische, freie Preisgestaltung bei Getränken finanziert das Projekt seit einigen Jahren. Hier wird beispielhaft versucht, ein nachhaltiges und solidarisches Angebot für Konsumenten zu gestalten und auch hier sind Zahlen und Dimensionen beeindruckend, denn jährlich werden bundesweit ca. 11000 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
Die Führung durch die Staatsoper bot einen interessanten Eindruck hinter die Kulissen, denn hinter den künstlerischen Produktionen steht das Handwerk, welches personenanzahlmäßig deutlich stärker repräsentiert ist als der darstellende Bereich, z.B. in der Bühnenschreinerei, Bühnenmalerei, Kostümschneiderei, Friseur-, Hut- und Perückenkunst, Schmiedekunst etc. Wie komplex, fantasiereich und wirkungsvoll diese Handwerke ineinandergreifen und sich mit Schauspiel, Tanz und Musik vereinen, wurde abends beim Musical sichtbar. Und beim Besuch im Escaperoom, in dem das Lösen von Zahlenrätseln gefragt war, waren die Primzahlen der entscheidende Schlüssel. Im Mercedes-Benz-Museum, in dem die Motorisierung kulturgeschichtlich anschaulich dargestellt wird, überraschte die doch relativ kurze Anzahl von Jahren im Verhältnis zum Fortschritt der Welt. Die MHP-Arena beeindruckte mit Zahlen und Fakten rund um große Events. Und letztlich zählte am Schluss auch die Frage: Steigt die Klasse tatsächlich in voller Anzahl aus dem Zug oder fährt der ein oder andere ein paar Zusatzkilometer aufgrund von inoffizieller – aber sicherlich erfüllender – nächtlicher Programmgestaltung? Auch hier sind Zahlen durchaus relevant: Jede Sekunde Schlaf zählt, das Aufwachen in letzter Minute ebenfalls.
(Stefanie Baisch)