Vom Buch zum Bild

Von   14. Mai 2019

Erzählungen, Gedichte, Dramen – literarische Texte faszinieren und bewegen uns auch deshalb, weil sie Bilder in uns erzeugen. Diese Faszination für den Zusammenhang zwischen Text und Bild hat Professor Ulrich Schulz dazu bewogen, in jahrzehntelanger Arbeit eine umfassende Sammlung deutscher Texte mit ihren Illustrationen aufzubauen. Ein Teil dieser Sammlung, der das 20. Jahrhundert umfasst, wird nun im Kloster in Bad Schussenried ausgestellt. Es lässt sich kaum ein passenderer Ausstellungsort als Bad Schussenried für diese Sammlung denken, denn kaum ein anderer Ort als der Bibliothekssaal, das Herz des Klosters, steht so beispielhaft für die enge Beziehung zwischen Bild und Buch.

Dass Professor Schulz auch auf uns im Progymnasium zugekommen ist und uns gefragt hat, ob wir uns zusammen mit dem Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe an einer Begleitausstellung beteiligen möchten, hat uns sehr gefreut. Sein Interesse war es zu sehen, wie Schüler heute klassische Texte wie etwa den „Zauberlehrling“ oder den „Erlkönig“ mit der Erfahrung ihrer modernen Bilderwelten wahrnehmen und umsetzen. Aber auch Märchen wie „Sterntaler“ und moderne Jugendbücher wie „Nichts“ von Janne Teller. In enger Zusammenarbeit zwischen den Fächern Deutsch und Kunst, haben sich die Schülerinnen und Schüler zunächst unter der Anleitung ihrer Deutschlehrerinnen Stefanie Baisch, Anna Göttel und Rebecca Stark die Texte erschlossen und anschließend im Kunstunterricht bildlich umgesetzt. Professor Schulz zeigte sich tief beeindruckt und gerührt vom Einsatz und dem Grad der inhaltlichen Durchdringung, den die Schüler, angeleitet von ihrer Kunstlehrerin Johanna Roth, erreicht haben.

Die Begleitausstellung mit den Schülerwerken ist ab dem 25.5.2019 im Kloster zu sehen.

 

Hier der Bericht aus der Schwäbischen Zeitung vom 8.5.2019 von Celina Fels:

900 Bücher auf zwei Etagen

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. Wie wahr dieses Sprichwort ist, zeigt eine neue Ausstellung, die ab 11. Mai im Kloster Schussenried zu sehen ist. Gezeigt werden illustrierte Bücher des Sammlers Ulrich Schulz und seiner Tochter Katrin. Die Ausstellung soll verdeutlichen, wie durch eine Bebilderung der Inhalt eines Buchs verständlicher werden kann. Andere Illustrationen verschönern das Gesamtwerk immens.

Die ausgestellten Bücher stammen aus der Zeit zwischen 1900 und 1970. Besucher können somit von Samstag, 11. Mai, bis Sonntag, 4. August, fast die gesamte Bandbreite der Buchillustrationen des 20. Jahrhunderts bestaunen. Eingeweiht wird die Ausstellung bei einer Vernissage am Freitag, 10. Mai, ab 15 Uhr im Bibliothekssaal.

50 Jahre gesammelt

Die illustrierten Bücher stammen von Ulrich Schulz, der zusammen mit seiner Tochter Katrin seit mehr als 50 Jahren an der Sammlung arbeitet. Der Karlsruher ist unter anderem auch im Besitz einer nahezu vollständigen Sammlung der Werke von Albrecht Dürer, die er anlässlich der Ausstellung „Albrecht Dürer – Das druckgraphische Werk“ im Kloster Bad Schussenried ausstellte. Der Leiter der Klosterverwaltung Joachim Moll bezeichnet Schulz als leidenschaftlichen Sammler. Die erfolgreiche Zusammenarbeit habe ihn und Ulrich Schulz zu weiteren gemeinsamen Projekten ermutigt: „Bücher und das Kloster in Schussenried passen bekanntlich schon immer gut zusammen“, sagt Joachim Moll.

Im Schussenrieder Kloster werden bei die Ausstellung „Illustrierte Bücher“ 900 Werke auf zwei Etagen ausgestellt. „Es handelt sich dabei um die umfassendste Ausstellung von Buchillustrationen in ganz Deutschland“, erzählt Ulrich Schulz stolz. Die Ausstellung ist thematisch und stilistisch gegliedert: Vom Jugendstil zum Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, sowie Büchern aus der NS-Zeit, den 50er- und 60er-Jahren. „Wer die Ausstellung besucht, kann ein Stück Kunstgeschichte anhand der Bücher nachvollziehen“, so Ulrich Schulz.

Vielschichtigkeit darstellen

„Das teuerste Buch hat einen Wert von circa 30 000 Euro, das günstigste kostete gerade einmal fünf Euro“, sagt Schulz. Um die Vielschichtigkeit der illustrierten Bücher aufzuzeigen, sei es ihm wichtig, sowohl Illustrationen bedeutender Künstler, als auch solche unbekannter Illustratoren auszustellen. Die vorgestellten Bücher sollen allerdings nicht nur die Vielschichtigkeit, sondern auch das hohe Niveau der Illustrationskunst der ersten 30 Jahre des vergangenen Jahrhunderts und dessen Niedergang in den dann folgenden Jahren aufzeigen. „Mit dem Jahre 1970 endet die Buchillustration abrupt, die Gründe dafür sind nicht abschließend geklärt“, so Ulrich Schulz. Begleitend zur Ausstellung ist eine umfassende dreibändige Dokumentationen der Buchillustratoren des 20.Jahrhunderts erschienen, in der 1900 Bücher von 1500 verschiedenen Illustratoren aufgeführt werden.

Ab Samstag, 25. Mai, um 15 Uhr können bei einer Begleitausstellung Illustrationen von Schülern des Bismarck-Gymnasiums in Karlsruhe sowie von Schülern des Caspar-Mohr-Progymnasiums in Bad Schussenried im Magnus-Kleber-Saal besichtigt werden. Im Deutschunterricht haben die Schussenrieder Schüler sich je nach Klassenstufe mit dem „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe, dem Märchen „Sterntaler“ von den Gebrüdern Grimm oder dem zeitgenössischen Jugendbuch „Nichts“ von Janne Teller beschäftigt. Zusammen mit der Kunstlehrerin Johanna Roth haben die Schüler dann individuelle Bilder zu den Texten angefertigt. „Es ist ja doch eine Herausforderung, Menschen zu zeichnen, und auch der Bildaufbau der Illustrationen ist sehr anspruchsvoll,“ sagt die Kunstlehrerin über die Werke ihrer Schüler.

Das Projekt wurde von Ulrich Schulz ins Leben gerufen: „Es sind wirklich erstaunliche Werke, die dabei entstanden sind. Die Fantasie der Schüler ist bewundernswert.“