Unsere zahlreichen Ingoldinger, Winterstettenstädter, Winterstettendörfler, Muttensweilerer („Motschemer“) und Wattenweilerer hatten unüberhörbar eingefordert, dass nach „Schule trifft Rathaus“ mit Bürgermeister Achim Deinet auch die Kommunalpolitik ihrer Gemeinde im Politikunterricht aufgegriffen werden sollte. Daher haben wir uns sehr gefreut, dass Bürgermeister Jürgen Schell seinerseits sofort bereit war, das Caspar-Mohr-Progymnasium in Bad Schussenried zu besuchen und den Klassen 8, 9 und 10 in der Aula Rede und Antwort zu stehen.
Umgeben von Naturschutzgebieten und zugleich im Speckgürtel von Biberach sind die Ortschaften der Gemeinde Ingoldingen attraktive Wohnorte. „Wie werden die Bewohner der Neubaugebiete integriert?“, wollten die Schüler wissen? 46 Vereine sind es, die die Ingoldinger ihr Gemeinschaftsgefühl geben und die meisten unserer Jugendlichen sind in mindestens einem dieser Vereine aktiv. 73 Erzieherinnen betreuen die jüngsten Gemeindemitglieder. Zusammen mit der Grundschule führt dies dazu, dass sich die Bewohner der Teilorte in herzlicher Rivalität letztlich doch sehr verbunden fühlen. Das soll aus Sicht des Bürgermeisters auch weiter so bleiben und gefördert werden.
„Wie sieht es mit der Anbindung an den Nahverkehr aus?“, eine Frage, die für unsere noch nicht Führerschein-reifen Schüler drängend ist. Angestrebt ist eine Verdoppelung der Taktzahlen, aber Herr Schell verwies auf darauf, dass einerseits die bisherige Nutzung recht gering ist und andererseits legte er dar, wie schwierig es ist, die bestehenden Busverträge aufeinander abzustimmen. Im ländlichen Raum ist es eine Herausforderung, Kreis „geringe Nutzung wegen geringen Angebots“ und „geringes Angebot wegen geringer Nutzung“ zu durchbrechen. Auf der anderen Seite sind die Verkehrswege mit dem Auto so optimiert, dass man in 8 Minuten von Muttensweiler in die Biberacher Innenstadt kommt, ohne in eine einzige Ampel. Jetzt fehlt aus Sicht des Bürgermeisters nur noch die Umgehungsstraße wie Schussenried sie bereits hat.
Mit Blick auf die Klimapolitik wies Bürgermeister Schell stolz darauf hin, dass die Gemeinde energetisch fast autark ist. Einem weiteren Ausbau der Solarenergie steht allerdings entgegen, dass Ingoldingen umgeben ist von Naturschutzgebieten.
Bürgermeister – ein Traumjob? Ähnlich wie sein Schussenrieder Kollege gab hier Herr Schell ein klares „Jein“ zur Antwort: Einerseits vielseitig, spannend und durchaus attraktiv bezahlt – andererseits: kaum Freizeit, keine „Work-Life-Balance“ und dann die Spannung zwischen hohen Erwartungen der Bürger, die in der Realität leider auf zahlreiche Beschränkungen des Handlungsspielraums stoßen, die für den Bürger oft schwer nachvollziehbar und wenig offensichtlich sind.
„Engagiert euch, wählt, bringt euch ein!“, war der Appell des Bürgermeisters, dem das zweistündige Gespräch mit der Schülerschaft des Caspar-Mohr-Progymnasiums sichtlich Freude gemacht hat.