In kleinen Schritten zum Weltveränderer

Von   16. Juli 2018

Aus der Schwäbischen Zeitung vom 16.7.2018:

Von heute auf morgen die Welt umkrempeln? Unmöglich. Mit der Projektwoche „werde WeltFairÄnderer“ stellt das Schulzentrum Bad Schussenried ab heute aber erste Weichen dafür. Die Organisatoren wollen das Bewusstsein der Schüler für Themen wie Massenproduktion an Plastikmüll, übermäßigen Fleischkonsum und Fairness schärfen. Die Kinder sollen erkennen, welche Konsequenzen ihr Handeln hat.

„Wir wollen hier nicht den Moralapostel spielen. Es geht uns um einen respektvollen Umgang mit der Umwelt und den Mitmenschen“, erklärt Dominik Nawratil. Er ist Bildungsreferent an der Fachstelle Jugendamt und Schule beim Bischöflichen Jugendamt und koordiniert das Projekt. Initiator ist der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ). Alle Bildungseinrichtungen am Schulzentrum nehmen an der Aktionswoche teil. Zusammen mit den Schulleitungen, der Schulsozialarbeit und dem Dekanat Biberach hat der BDKJ ein halbes Jahr an dem Programm gefeilt.

„In den Workshops geht es uns besonders um soziale Fairness. Damit wollen wir die Klassengemeinschaft stärken“, erklärt Nawratil. Jede Klasse habe ihren eigenen Workshop, der an je einem Vormittag stattfinden wird. „Das wird kein Frontalunterricht. Wir arbeiten spielerisch.“ Beispielsweise würden Schüler mit einem Quiz zunächst lernen, wie eine Plastiktüte zusammengesetzt ist. Anschließend ginge es darum, nach Alternativen zu suchen. „Hierbei beleuchten wir aber auch wieder Chancen und Risiken der einzelnen Lösungen.“

Statt in Klassenzimmern lernen die Schüler in Zelten. Damit lösten sie sich von dem Alltagstrott, sagt Nawratil. „Insgesamt bauen wir fünf Zelte auf. Drei davon sind Workshop-Zelte.“ Ein weiteres sei für ein Fair-Café gedacht. Das versorge die Teilnehmer nicht nur mit Essen und Getränken, sondern diene auch als zentrale Anlaufstelle bei offenen Fragen. Als Fünftes komme eine sogenannte Zeltoase hinzu: „Hier wird es ein spirituelles Angebot geben. Das ist aber freiwillig.“ So gebe es jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn einen Morgenimpuls.

Vielerlei Workshops

Neben den Teamern des BDJK bieten Kooperationspartner an den Nachmittagen zahlreiche Workshops an, darunter das Landratsamt, der Schwäbische Albverein, der Nabu, das DRK oder der Verein Aktion Hoffnung. „Hier können sich die Schüler in Listen eintragen und werden vom Nachmittagsunterricht freigestellt. Wer sowieso keinen hat, kann natürlich auch mitmachen“, erklärt Albrecht Binder, Schulleiter der Realschule.

Während der Fachunterricht vormittags hier wie auch am Gymnasium weiterläuft, herrscht an der Werkreal- und Grundschule die ganze Woche über Ausnahmezustand. „Drei Tage lang werden die Schüler an verschiedenen Sachen basteln. Die Achtklässler recyclen Möbel“, erklärt Schulleiterin Stephanie Krueger. Am Mittwoch würden die Ergebnisse bei einem Schulfest ausgestellt, das parallel zur Workshop-Woche stattfindet.

Melanie Wersching, Präventionslehrerin an der Grundschule, wollte nicht bis zum offiziellen Startschuss der Projektwoche warten. „Die Erstklässler basteln mit Müll. Wir stellen gerade Blumentöpfe und Geldbeutel aus Tetrapaks her.“ Die Kinder seien eifrig dabei und begeisterungsfähig.

„Ich sehe eine große Chance darin, dass die Kinder viele neue Ideen mitnehmen und die zu Hause auch in die Familien weitertragen“, sagt Stephanie Krueger. Ob am Ende der Woche auch Lösungen zum Umweltschutz in den Schullalltag integriert werden? „Das wird sich zeigen“, sagt Dominik Nawratil. Im Anschluss an die Projektwoche gebe es Nachbesprechungen. Dann werde das Organisationsteam weitersehen. Rückmeldungen erhoffen sich dessen Mitglieder vor allem auch von einer Luftballon-Aktion: „In jedem Workshop füllen die Schüler eine Postkarte aus und erklären darauf, wie sie die Welt verbessern wollen. Die Ballons lassen sie dann aufsteigen.“ Auch die Finder könnten eigene Vorschläge auf die Postkarte schreiben, bevor sie diese an die Schule zurückschicken. Die Aktion geht natürlich nicht zulasten der Umwelt: Das Plastik ist ökologisch abbaubar und auch die Baumwollschnüre für die Postkarten verrotten.